Die freien Künste sind einer der wenigen Studiengänge, für die es keine direkte Anstellung gibt. Ein Abschluss in einem Kunststudium katapultiert die Absolvent:innen ohne Umwege direkt auf den freien Markt. Es zwingt sie, sich auf einen Wettbewerb einzulassen, der alles andere als fair ist, oder sich auf Stellen zu bewerben, für die sie keine offizielle Qualifikation besitzen. Trotz der Komplexität der Kunstproduktion, die eine:n zwingt, nicht nur Künstler:in, sondern auch Produktions-, Handarbeits- und Marketingspezialist:in zu sein, gibt es kaum ein Jobprofil, das diesen Fähigkeiten entspricht. Ein solches Studium zu beenden ist daher auch ein großer Sprung ins Ungewisse.

Unsere Arbeit TrockenBauÜbungen antwortet auf diese Unsicherheit. Das Abreißen des Staubschutznetzes vom Gebäude ist wie der Moment der Diplomübergabe: Es offenbart das Ergebnis der Rekonstruktion nicht nur der außenstehenden Betrachterin, sondern auch dem Bauherrn und der Künstlerin selbst. Kunst trägt oft zur Gentrifizierung und Immobilienaufwertung bei, ohne dass die Künstler:innen selbst davon profitieren. Ein saniertes Stadtbad wird zur Metapher: Die Baustelle, das Sicherheitsnetz und die enthüllte Fassade zeigen die Diskrepanz zwischen künstlerischer Schöpfung und wirtschaftlichem Nutzen, der meist an den Künstler:innen vorbeigeht.